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Hildesheims Geschichte geht bis in die Zeiten Ludwigs des Frommen
zurück. Hier, so erzählt die Sage, jagte der Kaiser einst im Walde und verirrte
sich. Da nahm er von seiner Brust ein Reliquiengefäß, hing es an einen Rosenstock
und betete inbrünstig zur Mutter des Heilandes, daß sie ihu hier in der Wildnis
nicht umkommen lassen möge. Dan« schlief er ein. Als er erwachte, sah er mit
Verwunderung den Rosenstock mit frisch gefallenem Schnee bedeckt, während rings
umher alles grünte wie zuvor. Der Kaiser wurde gerettet und baute au dieser
Stelle ein Gotteshaus. Aus dem anfänglich kleinen Kirchlein ist später im
11. Jahrhundert ein großer Dom geworden. An seiner Rückwand grünt und blüht
aber noch immer der wunderbare Rosenstock, und wohl 8 m hoch zieht er sich an
der Mauer empor, jeden Sommer mit Tausenden von Blüten beladen. Über dem
Chore des Domes erhebt sich eine vergoldete Knppel; vor dem Chore in dem Dome
Neues Rathaus in Hannover.
steht die (unechte) Jrminsänle, die der Sage nach anf der Eresburg gestanden haben
soll, bei deren Zerstörung durch Karl d. Gr. von den Sachsen aber heimlich ver-
graben, später wieder aufgefunden und auf Befehl Ludwigs des Frommen hierher
gebracht fein soll. Mit besonderem Glänze tritt Hildesheim um das Jahr 1000
unter dem Bischof Bernward in die Geschichte ein. Durch ihn wurde die Stadt
die bekannteste Pflanzstätte der Kunst in Niedersachsen. Nach Bernwards An-
Weisungen entstanden die beiden berühmtesten Werke des deutschen Erzgnsfes jener
Zeit, die große Doppeltür am Haupteingange des Domes und die Beruwardssänle.
Auf der 4 m hohen Säule, die iu dem Dome jetzt Platz gefunden hat, ist in einer
Reihe vou hervortretenden Bildern das Leben Jesu dargestellt.
Vou deu beideu gewaltigen Türen (4,72 m hoch, 1,15 m breit) zeigt die
eine in acht Bildern ans dem Alten Testamente den Fall des menschlichen Ge-
schlechts und die andere in derselben Weise in Bildern aus dem Neuen Testamente
die Erlösung. Durch diese dick aus den Türen hervortretenden Bilder (Reliefs)
2*
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karl_d Karl Ludwigs Bernward
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deutscher Kaiserherrlichkeit und begann das Bauwerk auszubessern und wiederherzu-
stellen. Das mächtige Aufersteheu des geeinten Reiches 1870 brachte dann die
Möglichkeit zur würdigen äußeren und inneren Vollendung des Kaiserhauses. Kaiser
Wilhelm I. stellte reiche Mittel zum Ausbau zur Verfügung, der von Sachkennern
ganz so ausgeführt ist, wie die Entstehuugszeit des Baues es verlangte. Nur die
farbenprächtigen Wandgemälde, die das neuerstandene Reich und die Kaisermacht
der alten Herrscher feiern, stören trotz ihrer großen Schönheit doch etwas den Eindruck
Kaiserhaus.
ehrwürdigen Alters in diesem fast neunhundertjährigen Baue. In der Reform
mationszeit sank die Stadt von ihrer Höhe. 1552 mußte sie dem Herzog von
Brannschweig alle ihre Bergwerks- und Waldrechte abtreten und wurde ihm unter-
tänig. Mit der Abtretung ihrer reichen Silbergruben am Rammelsberge wurde
die Quelle alles Reichtums verstopft; erst in unser Jahrhundert fällt das Wieder-
aufblühen der Stadt, die hente 17 890 Einwohner zählt."
(Benermann, Provinz Hannover.)
Ii. Das Berg- und Hügelland.
Gliederung und Aussehen. Ein buntes Gewirr von Hügelig
Bergrücken und kleineren Hochslächeu umgibt uach Sw., W. und Nw.
die ruhige Masse des stolz aufrageudeu Harzes und setzt sich weit nach
W. bis au Hollands Greuze sort. Dieses gesamte Hügel- und Berg-
land der Provinz Hannover läßt sich in drei Teile scheiden. Das-
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Städte. Die größten Städte der Lüneburger Heide sind Lüneburg
und Ülzen im Zentrum der Heide und Harburg am Heiderande.
Lüneburg (26 600 Einw.) ist eine der ältesten Städte Niedersachsens. Die
Hanptnahrnngsquelleu der Stadt werden durch den alten Spruch: mons, pons,
fons bezeichnet. Mons (Berg) bezeichnet den „Kalkberg", der sich unmittelbar
neben der Stadt erhebt und weit und breit die einzige feste Gesteiusmasse des
Landes ist; durch die Steiubruchsarbeiteu, die zur Gewiuuuug von Gipskalk
betrieben werden, verschwindet der Felsen jedoch mehr und mehr. Fons (Quelle)
bedeutet die am Fuße des Kalkberges sprudelnde Salzquelle, eine der bedeutendsten
in Norddeutschland und seit uralten Zeiten benutzt. Pons (Brücke) bezieht sich
auf die Jlmenanbrücke und deutet auf den bedeutenden Handel in früherer Zeit.
Das altertümliche Rathaus enthält viele Knnstfchätze. Die St. Michaeliskirche
Spinnstube in der Heide.
bewahrte früher die sog. goldene Tafel mit kunstvollen Kostbarkeiten, die 1698
von dem frechen Diebe Michel List und seinen Gesellen geraubt wurde, die wenigen
zurückgelassenen Schätze wurden später verkauft. Die Stadt ist heute sehr fabriktätig
.(Salzsiedereien, Zementwerke, Eisenwerke, Wachsbleiche, Sodafabrik :c.).
Ülzen, wie Lüneburg au der Ilmenau gelegen, kommt gegen diese Stadt
nicht auf; doch entwickelt sich Ülzen, das jetzt 9400 Einwohner zählt,' stetig und gesund.
Harburg (56 000 Einw.) liegt auf den letzten Höhenzügen, die die linke'
. Elbseite unmittelbar berühren; diese Hügel boten eine bequeme Übergangsstelle
über den Elbstrom. Harburg ist gleichsam der Vorort Hamburgs, vou dem es
durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg mit dem gleichnamigen
Orte getrennt ist. Seit den vierziger Jahren hat sich die Stadt sehr gehoben,
und zwar durch den großen Hafen, der, was den Verkehr mit Flußschiffen betrifft,
der bedeutendste unserer Provinz ist. Auch befinden sich hier große Eisengießereien,
Gummi-, Palmöl- und Maschinenfabriken.
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An der Hase liegt die alte Bischofsstadt Osnabrück (59 600 Einw.)
die Königin im Hasegau.
Osnabrück (Osning, Hasebrücke) war schon zu den Zeiten Karls d. Gr. eine
Bauerschaft von Bedeutung inmitten zahlreicher Hünenringe und Opferaltäre.
Um 800 wurde der Dom aufgeführt. Der Domplatz und die denselben umgebenden
Gebäude wurden durch Wälle, Gräbeu und Türme geschützt. Um diese befestigte
Stelle siedelten sich die Bewohner an. Im Mittelalter erwuchs die Stadt zu einem
Handelsorte an der Straße zwischen der Unterweser und dem Rhein, die hier den
Fluß überschritt, war wie fast alle bedeutenderen Städte Norddeutschlands Hansa-
stadt und glänzte durch Woll- und Leinenweberei. Die Reformation fand fehr früh
Eingang. Von den alten Kirchen sind der Dom, im älteren romanischen Stil erbaut
und mit einem achteckigen Turme und zwei ungleich großen viereckigen Türmen
geziert, sowie die Johanniskirche den Katholiken geblieben; dagegen gehören die
gothische Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert mit den berühmten vergoldeten
Altarschnitzereien und die Katharinenkirche den Lutheranern. Das königliche Schloß
ist von dem lutherischen Bischof Ernst August in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts gebaut. Das zu Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Rathaus enthält
im Friedenssaale Bildnisse von Fürsten und 36 Gesandten, die hier 1641—1648 an
dem sog. westfälische» Frieden arbeiteten. In: Gebiete der Kohle und des Eisens
gelegen, ist Osnabrück jetzt ein blühender Gewerbeplatz. Fabriken liegen sowohl
in der Stadt, als auch vor den Toren. Weltberühmt ist das Osnabrücker Eisen-
und Stahlwerk, . 'W-Uxj ()Ufkvv vvv4-
5iluna. Das Klima in den Hannoverschen Berg- und Hügelland-
schaften ist viel milder als das des Harzes. Besonders mild ist es in
den zwischen die Bergketten eingebetteten Talmulden, so auch in den
größeren Tälern der Leine, Rhume, Innerste und Weser. Dagegen
rauh und trocken ist es aus den Höhen, besonders im Solling und aus
dem Eichsfelde. In den nördlichen Hügellandschaften der Leine und
Weser bewirkt schon die Nähe des Meeres, daß der vielfach mit Wolken
bedeckte Himmel im Sommer die Wärme und im Winter die Kälte
mäßigt, so daß starker Frost ebenso selten ist wie andauernde Sonnen-
wärme.
Die Hauptfrucht der Berg- und Hügellandschaft ist der Roggen;
ihm folgen Hafer, Weizen und Gerste. Im Hildesheimschen wiegt der
Zuckerrübenbau vor. Das südöstliche Hannover besitzt über 30 Zucker-
siedereien und liefert etwa 10% des im ganzen Reiche gewonnenen Rüben-
zuckers. Im allgemeinen ist die Gegend um Hildesheim am ertragreichsten,
während die göttingischen und grubenhagenschen und die osnabrückischen
Landschaften etwas weniger fruchtbar sind. Die Weser liefert schönen
Lachs. Im Sollinge, im Osterwalds und im Teutoburger Walde finden
sich bedeutende Saud-Onadersteinbrüche. Steinkohlen liefert der Deister,
die Bückeberge, das Wiehengebirge und der Teutoburger Wald. Auch
Eisensteine, Gips, Mergel, Kochsalz und Kali liefert das Hügellaud an
vielen Orten.
Bewohner. Die Bewohner des Berg- und Hügellandes gehören
dem niedersächsischen Stamm an. Wenn von dem niedersächsischen
Stamme gesagt wird, daß er im allgemeinen starr am Alten hängt.
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Extrahierte Personennamen: Osnabrück Karls Ernst_August Ernst August Mergel
Extrahierte Ortsnamen: Karls Rhein Norddeutschlands Johanniskirche Solling Hildesheim Osterwalds
Die Ägypter. 3
Die Gerechten wurden in die Gemeinschaft der Götter und Seligen aufgenommen, aber nach Jahrtausenden kehrten ihre Seelen auf die Erde zurück und nahmen ihren ersten Leib wieder an. Die Seelen der gottlosen Menschen mußten ruhelos zwischen Himmel und Erde
umherirren. .. ,
c. Die Bauwerke der Ägypter erregen noch heute unsere Bewunderung. In der Bergkette, welche Ägypten im Westen begrenzt, befanden sich die in den Felsen gehauenen Katakomben oder Grabkammern, die in mehreren Stockwerken übereinander liegen und durch Treppen und Gänge miteinander verbunden sind. Die Grabkammern enthalten noch zahllose Mumiensärge; die Decken und Wände sind mit vielen Bildern und Inschriften bedeckt, die meistens noch gut erhalten sind und sich auf den Beruf des Bestatteten, sowie auf das Leben nach dem Tode beziehen. Die Gräber der Könige sollten noch weniger zu zerstören sein, als die anderen, auch durch ihre Größe sollten sie sich auszeichnen. Die Könige begannen deshalb gleich zu Anfang ihrer Regierung, mit dem Bau ihres Felsengrabes, das sie mit Steinen bedeckten und mit Mauerwerk schützten. In jedem folgenden Jahre ihrer Regierung fügten sie einen neuen Steinmantel hinzu; so entstanden die Pyramiden, vierseitige Bauwerke mit breiter Grundfläche, die treppenartig aufsteigen und oben spitz zulaufen. Die Steine derselben liegen ohne Mörtel aufeinander und werden nur durch die Schwere zusammengehalten. Die Außenseiten waren früher mit glatten Granitsteinen bekleidet, die aber nach und nach abgefallen sind. Auch jetzt noch kann man einige an den treppenartigen Seiten ersteigen, wenn auch nicht ohne Mühe und Gefahr. Durch einen schmalen Gang gelangt man zu den im Inneren gelegenen Grabkammern. Die Pyramiden sind die ältesten Baudenkmäler, welche wir kennen; als Abraham nach Ägypten zog, waren viele derselben schon 1000 Jahre alt. Die größte Pyramide liegt in der Nähe der Stadt Kairo und wurde von dem Könige Cheops 3000 Jahre vor Christi Geburt erbaut. Sie ist 137 m hoch, also höher als die meisten Kirchtürme, und hat eine Grundfläche von 5 ha; in ihrer Grabkammer steht jetzt ein Marmorsarg. An diesem gewaltigen Bauwerk sollen 100000 Menschen 30 Jahre gearbeitet haben; die zu demselben verbrauchten Steine würden aber auch hinreichen, ganz Frankreich mit einer 2 m hohen Mauer zu umgeben!
Andere berühmte Bauwerke der Ägypter waren die Obelisken, die als Zierde vor den Tempeln und Palästen standen. Es waren vierseitige, schlanke Säulen, die in eine Spitze ausliefen und oft eine Höhe von 50 m erreichten; dennoch waren sie meistens aus einem Stein gehauen. In den östlich von Ägypten liegenden Granitbergen wurden sie gebrochen und geglättet und mußten dann oft 30 Meilen weit auf Flößen fortgeschafft werden. Welche Mühe verursachte es schon, einen so gewaltigen Stein aufzurichten! Mehrere dieser
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Häusliches Leben der Griechen. 33
auf die mannigfachste Weise. In der Zwischenzeit hörte man Vorträge der Redner; Dichter und Geschichtsschreiber lasen ihre Werke vor; Maler stellten ihre neuen Gemälde zur Schau. Ein olympischer Sieg galt den Griechen als das höchste irdische Glück; die Preisrichter setzten dem Sieger vor allem Volke einen Kranz von Ölzweigen aufs Haupt; seine Mitbürger holten ihn im Triumphe in ihre Stadt ein; Dichter besangen ihn, seine Bildsäule wurde in Marmor ausgehauen und zu Olympia aufgestellt. Ein Grieche hatte früher selber mehrmals gesiegt; als nun zu Olympia seine beiden Söhne einen Preis davontrugen, rief ihm ein Spartaner zu: „Stirb, denn du wirst doch nicht in den Himmel steigen!" Und er starb, als die beiden Jünglinge ihn vor Freuden umarmten und ihm ihre Kränze aufs Haupt setzten. In Athen erhielt der Olympiasieger eine Belohnung an Geld, sowie einen Ehrensitz bei allen öffentlichen Schauspielen; dazu wurde er auf öffentliche Kosten gespeist; in Sparta teilte er im Felde mit dem Könige das Zelt und kämpfte an dessen Seite. Die olympischen Spiele standen in so hohem Ansehen, daß die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestimmten; den vierjährigen Zeitraum von einem Feste bis zu dem nächstfolgenden nannte man eine Olympiade.
2) Musliches Leöeri der Griechen.
Die Griechen verwandten auf die Ausstattung ihrer Tempel alle Sorgfalt; ihre eigenen Wohnungen waren dagegen nur klein und dürftig. Die Wohnräume lagen meistens um einen offenen mit Säulen umgebenen Hof, in welchem gewöhnlich ein Altar des Zeus stand, während sich der Herd und ein Altar der Hestia im Hause selber befand. An diesem Altare fanden die gemeinsamen Feste und Mahlzeiten statt; zu ihm floh der Sklave aus Furcht vor Strafe; an ihm fand der Fremde, ja selbst der Feind, sicheren Schutz. Die Wohnräume enthielten weniger Geräte als die unsrigen; zwar kannten die Griechen schon Stühle und Fußbänke, doch benutzten sie statt derselben lieber eine schräg ansteigende Polsterbank, auf der sie saßen, schliefen und die Männer auch beim Einnehmen der Mahlzeit lang hingestreckt ruhten. (Joh. 13, 25; 21, 20). Die Tische wurden nur beim Essen benutzt und waren niedriger als unsere; statt der Kommoden und Schränke benutzten die Griechen Laden oder Kasten. Zahlreich und geschmackvoll waren die Gesäße zur Aufbewahrung trockener und flüssiger Gegenstände.
Die Kleidung der Griechen war sehr einfach und bestand im wesentlichen ans zwei Teilen: einem hemdähnlichen Unterkleide, das über den Hüften gegürtet war, und einem mantelartigen Umwurf. Eine Kopfbede ckung trugen für gewöhnlich weder die Männer noch die Frauen; beide ließen in alter Zeit ihr Haupthaar ungeschoren. Zu Hanse und auf der Straße ging der Grieche gewöhnlich ohne
Hoffmeyer und Hering, Hilfsbuch. 7. Aufl. 3
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Athen unter Perikles. 35
verband man durch „die langen Mauern" die Festungsmauern des Hafens mit denen der Stadt, so daß Stadt und Hafen eine große Seefestung bildeten. Nachdem die Athener ihre Stadt gegen äußere Angriffe sicher gestellt hatten, begannen sie, die zerstörten Tempel und sonstigen öffentlichen Gebäude neuzubauen.
Die bedeutendsten Kunstwerke befanden sich auf der alten Burg, Akropolis genannt, die seit der Befestigung Athens die Bedeutung einer Festung verloren hatte. Sie erhob sich im nördlichen Teile der Stadt; eine Marmortreppe, breiter als unsere breitesten Straßen, führte in gewundener Richtung zu ihr hinauf. Oben genoß man die herrlichste Aussicht; man erblickte die große und prächtige Stadt mit ihrem Menschengewühl, den Hasen mit seinem Mastenwalde, das belebte Meer, die Inseln und in blauer Ferne die Berge des Peloponnes. Den Eingang zur Burg bildeten die Propyläen oder Vorhallen, ein hohes Säulenthor von schneeweißem Marmor, mit fünf Durchgängen. Zur Linken schloß sich hieran ein hallenartiges Gebäude, dessen Wände mit Gemälden geschmückt waren; zur Rechten lag der Marmortempel der Siegesgöttin Athene. Durch diese Vorhallen - gelangte man zu dem höchsten Teile der Burgfläche, wo der Parthenon oder Tempel der jungfräulichen Athene stand, .das herrlichste aller griechischen Bauwerke. 46 Säulen von weißem Marmor und einer Höhe von 10 m umgaben ihn mit einer geräumigen Halle, in welcher der Thron stand, auf dem 3£er$es während der Schlacht bei Salamis gesessen hatte. Der Tempel bestand aus zwei ungleichen Teilen; der kleinere diente zur Aufbewahrung des Staatsschatzes und der kostbaren Weihgeschenke der Göttin und hatte eine vollständige Decke, während der größere von oben Licht erhielt und nur an den Seiten mit einer von Säulen getragenen Decke überbaut war. In diesem Teile stand die 9 m hohe Bildsäule der Göttin Athene, die aus Elfenbein gearbeitet war und einen Mantel aus reinem Golde trug. Sie sollte anfangs auf den Rat des Künstlers aus Marmor gebaut werden; als er aber poch hinzusetzte: „Marmor ist ja auch wohlfeiler," da rief das ganze Volk: „Nein, nein, aus Gold und Elfenbein." Nach zehnjähriger Arbeit war das großartige Werk, an dem tausend Hände gearbeitet hatten, vollendet. Auf der höchsten Spitze des Burgberges stand die Bildsäule der Pallas Athene, der Beschützerin der Stadt; die Göttin war in übermenschlicher Größe ans dem bei Marathon erbeuteten Erze gegossen; fast 15 m hoch, ragte sie über den Parthenon hinaus; ihre goldene Lanzenspitze und ihren wehenden Helmbusch gewahrten die Schiffer schon, wenn sie um die Südspitze Attikas fuhren. Außer den genannten Bildwerken befanden sich auf der Burg noch zahlreiche andere; und wie viele derselben waren-nicht in der Stadt und an anderen Orten Attikas zerstreut!
Auch die Dichtkunst stand damals in Athen in schönster Blüte. In der reinsten, wohlklingendsten Sprache wurden die Thaten und
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Rom wird eine Republik. 51
der Römer zu mildern. Er hielt Frieden mit den Nachbarvölkern, ordnete den Gottesdienst, baute dem Janus einen Tempel, der unter seiner Regierung stets geschlossen blieb, und weihte ihm den elften Monat, der später der erste wurde. Der kriegerische Tullus Hosti-lius zerstörte nach dem Siege der Horatier über die Cnriatier die Mutterstadt Roms, Albalonga, deren Bewohner sich in Rom ansiedeln mußten. Ancus Marcius unterwarf die Latiner und verpflanzte sie nach Rom. An der Tibermündung legte er den Hafen Ostia an. Tarquinius Priscus, d. i. der Alte, führte glückliche Kriege gegen die Etrusker und legte in Rom die Kloaken an, große unterirdische Abzugskanäle, durch welche das Wasser und alle Unreinigkeiten aus der Stadt in den Tiber geleitet wurden. Das Forum (den Marktplatz), auf welchem die Volksversammlungen gehalten'wurden, schmückte er mit Hallen und Säulengängen und richtete eine große Rennbahn, den Circus maximus, für den Kampf zu Wagen und zu Pferde ein. Servius Tullius umgab die Stadt, die sich jetzt über sieben Hügel ausdehnte, mit Wall und Mauern, teilte die Bürger nach ihrem Vermögen in Klassen und ordnete den Kriegsdienst. Servius Tullius wurde von seinem Schwiegersöhne und Nachfolger Tarquinius Superbus, d. i. der Stolze, ermordet. Auch dieser erweiterte Roms Macht und erhöhte dessen Glanz; er baute das Kapitolium mit dem dreifachen Tempel des Jupiter, der Juno und der Minerva. Um diese Bauten ausführen zu können, drückte er die Reichen mit Abgaben und die Armen durch Frohndienste. Wer ihm verdächtig schien, wurde mit Geld oder mit dem Tode bestraft; von seinen Verwandten entging diesem Schicksale nur Brutus, d. i. der Dumme, der deswegen so genannt wurde, weil er, um vor den Nachstellungen des Königs sich zu retten, sich blödsinnig stellte. Die Römer waren schon längst über den harten Druck unwillig, unter welchem sie lebten; als nun einst des Königs Sohn eine edle Römerin, Lukretia, auf schändliche Weise mißhandelte, erhoben sie sich und verjagten den König samt seiner ganzen Familie.
4) Korn wird eine Uepnötik.
a. Einrichtung derselben. Die Römer beschlossen, keinen König wieder zu wählen und erklärten ihren Staat für eine Republik. Man wählte zwei Männer mit königlichem Ansehen, Konsuln genannt, die das Volk im Frieden regieren und im Kriege anführen sollten. Sie wurden auf ein Jahr gewählt; nach Ablauf desselben mußten sie von ihrer Dienstsührung Rechenschaft ablegen und konnten wegen derselben auch angeklagt werden. Die ersten Konsuln waren Brutus und Kollatinns, der Gemahl der Lukretia. Der Senat entschied über Krieg und Frieden und überwachte die Beamten, insbesondere die Rechtspflege und den Gottesdienst.
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>. Chr.
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geteilt war; der Sohn wählte fast immer wieder die Beschäftigung des Vaters. Die erste Kaste bildeten die Priester; sie besorgten den Gottesdienste lehrten das Volk, beobachteten die Sterne, waren Ratgeber des Königs, Richter, Ärzte und Baumeister. Das Oberhaupt aller Priester war der König, den die Ägypter Pharao nannten und göttlich verehrten, weil sie ihn für einen Sohn ihrer Götter hielten Am veraltetsten waren die Hirten, besonders die Schweinehirten, die für unrein galten. Die Ackerbauer und Handwerker waren mehr
geehrt als die Kaufleute. Der Acker- und Gartenbau stand in hoher
Blüte; aus Metall und Thon verstanden die Ägypter schon allerlei zierliche Geräte zu verfertigen; sie kannten auch schon die Glas- und Lederbereitung, und aus Baumwolle und Leinen webten sie feine
Gewänder, die sie mit Stickereien schmückten.
b. Götterglauben der Ägypter. Die Ägypter waren Heiden; den lebendigen Gott des Himmels und der Erde kannten sie nicht sondern verehrten die Geschöpfe desselben, die Sonne, den Mond, den Nil und auch viele Tiere, sowohl solche, welche ihnen nützten, als auch solche, welche ihnen schadeten. Besonders wurden die Hunde, Katzen, Krokodile und Ibisse heilig gehalten; wer eins dieser Tiere mit Absicht tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Starb in einem Hause eine Kotze, so trauerten alle Bewohner desselben. Das gefährliche Krokodil verehrten die Ägypter aus Furcht. Am See Möris wurden zwei aufs sorgfältigste gepflegt und verehrt; sie waren gezähmt, trugen goldene Ringe und Spangen und wurden selbst mit Braten und Wein gefüttert. Von allen Tieren wurde aber der Apis am höchsten verehrt. Es war ein schwarzer Stier, der auf der Stirn einen weißen, dreieckigen Fleck, unter der Zunge ein merkwürdiges Gewächs in Gestalt eines Käfers und im Schwänze zweifarbige Haare hatte. Er stand in einem großen Tempel zu Memphis; kniebeügend reichten ihm die Priester die heiligen Speisen; starb er, so trauerte das ganze Land, bis ein neuer Apis gefunden wurde, den man dann mit allgemeinem Jubel begrüßte.
Der Glaube an eine Fortdauer der Seele nach dem Tode war allgemein; selbst den Körper suchte man vor Verwesung zu schützen, indem man ihn einbalsamierte. Tausende solcher einbalsamierter Leichname von Menschen und heiligen Tieren, Mumien genannt, haben sich bis aus den heutigen Tag erhalten. Die Leichen wurden in einen hölzernen und dieser meistens wieder in einen steinernen Sarg gelegt, der ganz fest verschlossen wurde, damit niemand den Toten in seiner Ruhe stören könne. Äus demselben Grunde verwandten die Ägypter auch so große Sorgfalt auf die Gräber, die sie in Felsen einhauten, ober durch starke Mauern schützten. Die Wohnungen der Lebenden nannten sie nur Herbergen, die Gräber bagegen ewige Wohnungen. Sobald der Gestorbene in das Grab gelegt war — so glaubten die Ägypter — gelangte die Seele in die Unterwelt vor den Totenrichter.
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